Der gemeinsame Unterricht von Kindern mit besonderem und ohne besonderen Förderbedarf ist erfolgreich. Das geht aus dem abschließenden Forschungsbericht zum Rügener Inklusionsmodell hervor, den Prof. Dr. Bodo Hartke von der Universität Rostock und sein Forschungsteam am 17. Juni 2015 in Schwerin offiziell vorgestellt haben.
Die Daten der Rostocker Forschungsgruppe belegen eine positive Wirksamkeit von gemeinsamem Unterricht von Kindern mit besonderem und ohne besonderen Förderbedarf:
- In der Gruppe der Kinder mit einem hohen Förderbedarf sind positive Effekte im Bereich Lernen, tendenziell positive Effekte im Bereich emotional-soziale Entwicklung und im Bereich Sprache gleichwertige Fördererfolge wie in bisherigen Beschulungsformen zu verzeichnen, was z. B. beinhaltet, dass lernschwache Kinder auf Rügen bereits nach drei Schuljahren die Schulleistungen erreichen, die vergleichbare Kinder in anderen Regionen erst nach vier Jahren erzielen.
- Die Häufigkeit von sonderpädagogischem Förderbedarf ist auf Rügen deutlich geringer als in der Kontrollgruppe (3,7 % Rügen versus 11,4 % Kontrollgruppe), d. h. das inklusive Rügener Beschulungskonzept beugt sonderpädagogischem Förderbedarf in den Förderschwerpunkten Lernen, emotional-soziale Entwicklung und Sprache vor.
- Negative Effekte von Inklusion auf die Schulleistungen und Entwicklungsstände der Gruppe der Mitschüler sind auszuschließen, wogegen positive Effekte im Bereich emotional-soziale Entwicklung für die Gesamtgruppe aller Schülerinnen und Schüler vorliegen (die Gruppe der Schülerinnen und Schüler auf Rügen zeigt besonders niedrige Werte im Bereich „Verhaltensauffälligkeit“, aber hohe Werte im Bereich „Prosoziales Verhalten“).
- Die Akzeptanz von Inklusion ist bei den beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen sowie Eltern hoch, wobei sie bei Grundschullehrkräften etwas geringer ausgeprägt ist als bei Schulleiterinnen und -leitern und Sonderpädagoginnen und -pädagogen. Letztere sind zu 100 % Befürworter bzw. Befürworterinnen von Inklusion.
Die auf Rügen ermittelten Ergebnisse entsprechen im Wesentlichen dem gegenwärtigen Forschungsstand über die Effekte gemeinsamer Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen in den Bereichen Lernen, emotional-soziale Entwicklung oder Sprache.